Verdient der Radverkehr eine Milliardenförderung?

In ganz Europa gewinnt die Diskussion rund um nachhaltige Mobilität an Fahrt – und das Fahrrad steht dabei im Zentrum. Immer mehr Städte erkennen das enorme Potenzial des Fahrrads, nicht nur als umweltfreundliches Verkehrsmittel, sondern auch als wichtiger Baustein zur Lösung urbaner Herausforderungen wie Stau, Luftverschmutzung und Flächenkonkurrenz. Doch während die Ziele ehrgeizig formuliert werden, bleibt die finanzielle Ausstattung oft zurück. Eine aktuelle Analyse des ADFC zeigt auf, welche Investitionen tatsächlich notwendig wären, um den Radverkehr als zentrale Säule der zukünftigen Mobilität zu etablieren – und warum sich diese Ausgaben langfristig lohnen.

Foto von Eddie Junior auf Unsplash

Was kostet die Fahrradnation 2030?

Laut dem ADFC-Hintergrundpapier „Was kostet das Fahrradland 2030?“ wird für eine moderne, sichere und flächendeckende Radinfrastruktur in Deutschland bis 2030 ein Investitionsvolumen von rund 30 Milliarden Euro benötigt. Diese Summe umfasst unter anderem den Ausbau geschützter Radwege, sichere Kreuzungslösungen sowie hochwertige Abstellanlagen an Bahnhöfen, Arbeitsplätzen und im Wohnumfeld.

Verglichen mit den Milliardenbeträgen, die regelmässig in den Autoverkehr und den Schienenverkehr fliessen, wird deutlich, wie stark der Radverkehr bisher unterfinanziert ist – obwohl sein Beitrag zur Mobilitätswende enorm sein könnte.

Warum sich Investitionen in den Radverkehr lohnen

Investitionen in den Radverkehr beschränken sich nicht auf die Infrastruktur. Es geht vielmehr darum, ein widerstandsfähiges, gesundes und klimafreundliches Verkehrssystem aufzubauen. Jeder investierte Euro trägt dazu bei, Treibhausgasemissionen zu senken, die Luftqualität zu verbessern und die lokale Wirtschaft zu stärken. Mehrere Studien zeigen, dass Radfahrende oft einen höheren Beitrag zum lokalen Einzelhandel leisten als Autofahrende – vor allem dann, wenn die Wege bequem und sicher zurückgelegt werden können.

Darüber hinaus wirkt sich eine hohe Alltagsradnutzung positiv auf die öffentliche Gesundheit aus und hilft, Gesundheitskosten durch bewegungsarme Lebensweisen zu senken. Kurz gesagt: Die Radinfrastruktur amortisiert sich langfristig – durch geringere Umweltkosten, Gesundheitsausgaben und eine höhere Lebensqualität in den Städten.

Klimaziele im Verkehrssektor – die Rolle des Fahrrads

Der Verkehrssektor bleibt eine der grössten Herausforderungen bei der Erreichung der Klimaziele. Besonders im urbanen Raum bietet das Fahrrad hier eine echte Alternative. Die ADFC-Kampagne „Fahrradmilliarde“ fordert deshalb einen eigenen milliardenschweren Fördertopf für den Radverkehr – als klares politisches Signal, dass das Fahrrad als integraler Bestandteil der Verkehrswende verstanden wird.

Gleichzeitig ist der Ausbau einer hochwertigen Radinfrastruktur auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Sichere und kostengünstige Mobilitätsangebote sollten allen zur Verfügung stehen – unabhängig von Einkommen, Alter oder Pkw-Besitz. Eine gut vernetzte und barrierefreie Radinfrastruktur leistet dazu einen entscheidenden Beitrag.

Von der Planung zur Umsetzung

Die notwendigen Instrumente und das Fachwissen für eine moderne Radverkehrsinfrastruktur sind längst vorhanden. Der ADFC stellt mit der Toolbox Radverkehr eine umfassende Sammlung an Best-Practice-Beispielen, Gestaltungsempfehlungen und Planungsgrundlagen zur Verfügung, die Städte und Gemeinden direkt nutzen können.

Es geht also weniger um fehlende Konzepte – sondern um die konsequente Umsetzung, die Bereitstellung von Mitteln und die Priorisierung des Radverkehrs als gleichwertigen Teil des Verkehrssystems.

Eigene Meinung

Eine moderne, sichere und nutzerfreundliche Radinfrastruktur ist weit mehr als ein Angebot für sportlich Ambitionierte oder Freizeitradler. Es wird die Basis für eine klimafreundliche und lebenswerte Stadtentwicklung geschaffen, von der alle profitieren – vom Kind auf dem Schulweg bis zum Pendler oder zur Seniorin, die ihren Einkauf erledigt. Der Investitionsbedarf mag auf den ersten Blick hoch erscheinen, doch die langfristigen Vorteile für Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft machen deutlich: Die Fahrradwende ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit.

Falls du möchtest, dass ich die Links auch als Fussnoten einfüge oder den Text für die Schweiz anpasse, lass es mich wissen!

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Smarte Veloinfrastruktur für die Verkehrswende